„Mit Lachen überlisten wir unseren Körper“


INTERVIEW DER WOCHE
Frankfurter Rundschau 4.Februar 2004




___ Frankfurter Rundschau: Frau Kottwitz, ein Gespräch mit ihnen als Vorsitzende des Frankfurter Lachclubs sollte natürlich mit einem Witz beginnen. Deshalb: Kommt ein Mann zum Arzt und...

Brigitte Kottwitz:... nein, also so schon mal gar nicht. Zwar werden bei uns natürlich auch mal Witze erzählt, aber das ist eigentlich nicht der Sinn. Die Methode des indischen Arztes Madan Kataria hat sich aus dem Yoga entwickelt und soll unser Immunsystem stimulieren und die heilenden Kräfte des Körpers anregen. Es gibt also anregende Momente des Lachens, die wir mit lustigen Übungen und durch Lachmeditation erreichen. Wir überlisten Körper und Gedächtnis durch grundlos erzeugtes Lachen.

___ Witze gelten also gar nicht?
Zumindest ist das nicht die Methode. Wenn jemand einen Witz erzählen will, dann darf er das natürlich tun. Meistens wird dann auch herzhaft gelacht. Aber es ist nicht Zweck der Treffen, sich schlechte Witze zu erzählen.

___ Propagieren sie obendrein auch noch eine alkoholfreie Methode des Lachens?

Ganz klar, es geht ja um die Gesundheit der Menschen. Es gibt Erkenntnisse aus der Gelotologie, also der Lachforschung, wonach das Lachen Glückshormone wie beim Sport ausschüttet. Dem Körper wird suggeriert, dass etwas Positives passiert, dass es gut tut. Bei Krebspatienten weiß man inzwischen, dass beim Lachen ausgeschüttete Endorphine und Katecholamine die körpereigenen Killerzellen fördern. Man kann viele Krankheiten abwenden oder zur Fürsorge von Kranken beitragen - nur durch vermehrtes und richtiges Lachen. Ich muss natürlich betonen, dass wir keine Ärzte sind. Aber wir können zum gesunden Lachen animieren.

___ Besuchen denn jetzt, in den närrischen Tagen, besonders viele Karnevalisten ihre Lachseminare, um wieder richtig in Stimmung zu kommen?
Kottwitz: Nein, eigentlich überhaupt nicht. Karneval ist irgendwie eine völlig andere Welt. Zu uns kommen auch traurig bis depressiv gestimmte Menschen, die bei uns das Lachen wieder gewinnen wollen. Und meistens sind die Übungen für diese Menschen so bereichernd, dass sie zumindest mit einem Lächeln auf den Lippen wieder gehen. Es baut einfach Stress ab und entspannt. Es löst die Selbstkontrolle und die Angst. Wir haben ältere Menschen bei uns, aber auch angespannte Studenten, die uns völlig gelöst wieder verlassen.

___ Übungen in ihrem Lachclub beginnen mit einem „Begrüßungslachen", danach gibt es etwa „Stilles Lachen" und „Löwen-Lachen": Klingt alles sehr esoterisch.
Ja zugegeben, es klingt so, ist es aber überhaupt nicht. Es geht um die Gesundheit der Teilnehmer und natürlich auch sehr stark um soziale Kontakte, die bei unseren Treffen entstehen. Viele verabreden sich und gehen danach noch zusammen ein Bier trinken oder wandern. Es basiert zwar im Wesentlichen auf Yoga-Übungen, aber wir sind alles andere als ein Haufen von Esoterikern. Wir stimulieren uns und üben das Lachen ohne Grund.

___ Was muss man denn mitbringen, um Mitglied in ihrem Lachclub zu werden?
(lacht) Eigentlich nur dicke Socken. Wir be­wegen uns ja ohne Schuhe auf Matten und legen uns für die Übungen auch mal auf den Boden. Dann gibt es Lockerungsübun­gen für die Muskulatur am ganzen Körper und viel Lob für alle, denn davon kriegt der Mensch viel zu wenig - von außen nicht und selbst lobt man sich ja auch eher selten.

___ Lachen wir insgesamt zu wenig?

Auf jeden Fall. Frankfurt ist doch ein ziemlich verbissenes Pflaster. Hier haben die Leute immer nur Zahlen im Kopf und schauen ständig auf die Uhr. Alle sind furchtbar gestresst. Davon sind wir doch beherrscht. Ich versuche an einem Lachabend die Zeit zu vergessen. Deshalb dauern Übungen auch mal eine Stunde oder eine halbe Stunde länger. Die Lachgruppe wird ruhiger, und ich spüre, wie wichtig das Lachen für uns ist. Humor hilft Heilen.


Interview: Felix Helbig

Die Mitglieder treffen sich jeden Donnerstag in der Lachgruppe des Clubs um 18.15 Uhr in einem Raum der Gethsemanekirche, Marschnerstraße 3. Im Sommer trifft sich der LachClub auf der Wiese am See im Holzhausenpark. Informationen zum Club und viele Bilder gibt es auch im Internet auf der Seite www.LachClub-Frankfurt.de.



Brigitte Kottwitz, Jahrgang 1954, gründete im Juli 1999 mit zwei Freundinnen den ersten Frankfurter Lachclub. Die hauptberufliche Steinmetzin und Künstlerin erhielt ihre Ausbildung als Lach-Übungsleiterin in der Kirche des Humors bei Gundula Steiner-Junker (Lachausbilderin des Lach­Clubs Wiesbaden und der deutschen Lach­bewegung) und Michael Berger (Lach­Club-Gründer Deutschland). Die deutsche Lachbewegung - inzwischen fast 40 Clubs - trifft sich jährlich zu einem Gipfeltreffen sowie zu einem Humorkongress, der zuletzt im Oktober 2004 in Essen abgehalten wurde. Im Jahr 2002 erarbeitete die deutsche Lachbewegung erstmals ethische Richtlinien.
In Frankfurt gibt es noch zwei weitere Lachclubs, die sich regelmäßig treffen. Die Gruppe „Lach-Yoga 4 U" kommt jeden Dienstag um 18.30 Uhr in der Begegnungsstätte Preungesheim, Jaspertstraße 11, zusammen. Informationen gibt es telefonisch unter 284249.
Die Senioren-Gruppe „Lach-Yoga SeLaHo" von der Senioreninitiative Höchst trifft sich im ersten Stock des Hauses Gebeschusstraße 44 in Höchst. Termine und nähere Informatio­nen zu dieser Gruppe gibt es ebenfalls telefonisch unter 345992. big